Ja, denn im Sommer schmilzt das dünne Eis viel schneller und früher.
Der eisfreie Ozean nimmt dann über einen längeren Zeitraum im Sommer
die Energie der Sonne auf und gibt sie im Herbst und Winter wieder an die
Atmosphäre ab. Das erwärmt die Luft und schwächt u.A. den
Temperaturunterschied zwischen den polaren und den mittleren Breiten ab.
Viele Forscher vermuten, dass das unser Wetter in den USA und in Europa
verändert. Wenn der Temperaturunterschied schwächer wird, bewegt
sich das Band aus Winden, das die warmen und kalten Luftmassen trennt,
langsamer. Dadurch werden die Schleifen, in denen es sich bewegt, nach
Norden und Süden größer. Das lässt den warmen und kalten Luftmassen mehr Zeit in die mittleren Breiten zu
strömen und begünstigt Extremwetterereignisse bei uns, wie z.B. Kälteeinbrüche im Winter und Hitzewellen im Sommer.
Dünneres Eis verändert aber auch den Lebensraum in der Arktis.
Weniger Transport-, Jagd- und Ruhemöglichkeiten bedrohen die Lebensweise
der indigenen Bevölkerung und den Bestand an großen Säugetieren
wie Walrossen, Robben und Eisbären. Da durch das dünne Eis mehr
Sonnenlicht unter das Eis gelangt, wird die Masse der Kleinstlebewesen, wie
Algen und Phytoplankton, die auf, im und unter dem Eis leben, wahrscheinlich
zunächst wachsen. Langfristig könnte der Rückgang des Eises aber
auch dazu führen, dass die Kleinstlebewesen weniger Nährstoffe zur
Verfügung haben und sich dadurch ihre Produktion verringert.
Phytoplankton braucht als Pflanze beim Wachsen CO2. Deshalb ist eine
spannende, aber noch ungeklärte Frage, ob die Arktis in der Zukunft der
Atmosphäre mehr CO2 entziehen oder an sie abgeben wird.
Abb. 1Meereis wird dicker durch (1) Gefrieren an Stellen mit
offenem Wasser und dünnem Eis und (2) Meereisdeformation. Wenn
sich die Eisschollen aufeinander zubewegen, türmen sie sich auf und
schieben sich übereinander (Abbildung: Luisa von Albedyll).
Download