Zu den bedeutendsten Wissenschaftlern in der Entwicklung der maritimen Meteorologie, der Klimakunde und der Aerologie zählt der Deutschrusse Wladimir Köppen (1846–1940). Er war nach seiner Pensionierung der Familie seines Schwiegersohnes Alfred Wegener (1880–1930) nach Graz gefolgt. Nachdem 1931 das Grab seines verschollenen Schwiegersohnes auf dem grönländischen Inlandeis gefunden worden war, begann Köppen auf Bitten seiner Tochter Else (1892–1992) seine Autobiographie zu schreiben, die er mit Auszügen aus Briefen und mit Bildern illustrierte. Leider brach Köppen mit seiner Niederschrift über die Ereignisse des Jahres 1903 mit der Begründung ab, dass nun seine Kinder die Biographie fortführen könnten. Diesen Auftrag übernahm seine Tochter, die seit 1913 mit Wegener verheiratet war. Weil 1945 bei den Unruhen in Graz nur noch der Briefwechsel zwischen Köppen und Wegener aus den Jahren 1910 bis 1918 gerettet werden konnte, übernahm Erich Kuhlbrodt, Wegeners ehemaliger Kollege aus der Deutsche Seewarte in den Jahren 1920 bis 1924, die wissenschaftliche Fortsetzung der Biographie, die Else Wegener mit familiären Erinnerungen ergänzte und 1955 mit einer 526 Publikationen umfassenden Veröffentlichungsliste von Köppen herausgab.
Jetzt liegt erstmals eine englische Übersetzung von Köppens Biographie mit einer um 34 Titel ergänzten Publikationsliste einschließlich Übersetzung der deutschen Titel, einer wissenschaftlichen Einführung des Herausgebers und einem Vorwort von Wladimir Köppens Urenkel Günther Schönharting stellvertretend für die Familie Köppen vor. Ein Reprint der Originalausgabe ergänzt das Buch. Eine getrennte russische Übersetzung ist ebenfalls erschienen, wodurch Köppens immense Verdienste in den verschiedensten Bereichen der Meteorologie nun auch dem russischen Sprachraum zugänglich gemacht wurden. Die englisch/deutsche Ausgabe wurde u.a. auch von der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung finanziell unterstützt.
Die Autobiographie beginnt mit allgemeinen Betrachtungen des 85 jährigen
Wladimir Köppen. Es folgt ein Rückblick auf Köppens Vorfahren
und seine Kindheit in St. Petersburg und auf der Krim. Weitere
Lebensabschnitte behandeln sein naturwissenschaftliches Studium in St.
Petersburg, Heidelberg und Leipzig (1864–1870), die Zeit als Assistent am
Physikalischen Zentralobservatorium in St. Petersburg (1872–1873), das
damals von dem Schweizer Meteorologen Heinrich Wild (1833–1902) geleitet
wurde. Auf dem ersten internationalen Meteorologenkongress in Wien (1873)
wurde Georg Neumayer (1826–1909) auf den fähigen Klimatologen Köppen
aufmerksam und konnte ihn für die Abteilung Wetterdienst in der 1875
gegründeten Deutschen Seewarte in Hamburg (heute aufgeteilt in Bundesamt
für Seeschifffahrt und Hydrographie und Deutscher Wetterdienst
Niederlassung Hamburg) erfolgreich abwerben. Von 1879 bis 1919 war
Köppen 40 Jahre lang Meteorologe der Seewarte und konnte sich in dieser
Position voll auf seine wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren. In dieser
Zeit entstanden 354 Publikationen (Nr. 43 bis 396), das sind rund neun
Publikationen pro Jahr. Darunter befinden sich der berühmte
„
In diesen Zeitraum fällt auch die maßgeblich von Köppen vorbereitete Gründung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft im Jahr 1883 als Folge der mangelnden Einflussmöglichkeiten der in Deutschland nicht organisierten Meteorologen, was sich vor allem an der zögerlichen Beteiligung Deutschlands am ersten Internationalen Polarjahr (1882–1883) bemerkbar gemacht hatte. 1884 bis 1891 war Köppen Schriftleiter der Meteorologischen Zeitschrift und von 1898 bis 1922 zweiter Vorsitzender der Gesellschaft. Über diese Tätigkeiten erfährt man in Köppens Lebensbeschreibung fast nichts.
Fortgesetzt wird die Biographie im zweiten Teil mit der Beschreibung von Köppens wissenschaftlicher Tätigkeit ab der Jahrhundertwende, beginnend mit dem Aufbau der aerologischen Station in Großborstel (heute ein Stadtteil von Hamburg), den er ab 1901 an der Seewarte betrieb. Schon vor der Verlobung seiner Tochter Else mit Alfred Wegener war der künftige Schwiegersohn mit ihm in wissenschaftlichen Kontakt getreten, der sich insbesondere durch Wegeners Anstellung als Köppens Nachfolger in der Leitung der Abteilung Meteorologie an der Deutschen Seewarte und der Drachenstation in Großborstel im Jahr 1919 vertiefte.
Nach seiner Pensionierung war Köppen weiterhin wissenschaftlich
äußerst aktiv und publizierte in 21 Jahren 163 Werke, d.h. rund 8
Werke pro Jahr, darunter 1923 das nun 369 Seiten umfassende Buch
„
Ein wenig mehr Sorgfalt in der Herausgabe des vorliegendes Buches hätte
nicht geschadet, Während der Tippfehler „Kussland“ statt
„Russland“ in Nummer 555 der Bibliographie auf S. 173 noch
amüsiert, ist die Wahl des falschen Vornamens „Alexander“
aus der Liste der erwähnten Gelehrten im Originaltext von 1955 für
den Reprint in Fußnote 75 auf S. 244 (vgl. S. 69 in der Übersetzung)
statt „Eduard Brückner“ oder in der wissenschaftlichen
Einführung auf S. 185 (resp. S. 17) „Wilhelm“ statt
„Rudolf Geiger“ ärgerlich. In beiden Fällen wurden die
Meteorologen mit ihren Vätern verwechselt, die jedoch an anderer Stelle
Erwähnung finden. Weshalb die ursprüngliche Klimakarte auf S. 133
der Originalausgabe, die Grönland, Europa, Afrika und die Antarktis
zwischen 80
Des Weiteren hätte ich mir für den Reprint der deutschen Ausgabe
eine Kennzeichnung der 34 zusätzlichen Publikationen in Köppens
Veröffentlichungsliste gewünscht. Die Ergänzung von Seitenzahlen
aller genannten Zeitschriftenartikel, die im Original nicht angegeben
wurden, ist sehr nützlich. Warum allerdings Köppens
Kapitelbeiträge in Büchern oder die von Else Wegener sogenannte
„fachmeteorologische Mitarbeit am Atlas für den Stillen
Ozean“ oder der Vorschlag für den Geographentag von 1893 über die
Schreibung geographischer Namen weiterhin als „selbständige
Schrift (Buch)“ aufgeführt werden, kann ich nicht nachvollziehen, zumal
heutzutage doch akribisch zwischen begutachteten/nicht begutachteten
Artikeln, Buchbeiträgen und eigenständigen Büchern
(Monographien) unterschieden wird. Else Wegeners Schreibfehler von
„Neumeyer“ auf S. 299 wurde nicht korrigiert, was in der
Übersetzung auf S. 122 jedoch geschah. Schließlich hätte man auf
S. 289 (resp. S. 112) bei der Beschreibung von Köppens Klimaformeln, die
sowohl im Reprint als auch in der Übersetzung unterschiedlich
geschrieben wurden, die Fußnote 86: „Eine Erklärung der
Buchstabensymbole würde hier zu weit führen“ leicht unter zu
Hilfenahme des Originalwerkes („
Cfb Gemäßigte warme Regenklimate Feuchttemperiertes Klima Temperatur des wärmsten Monats unter 22 Amw'i Tropische Regenklimate Monsunwaldklima trockenste Zeit im Winter, Regen zum Herbst hin verschoben isotherm, Differenz der extremen Monate unter 5 BSks Trockenklimate Steppenklima (winter-)kalt, Jahrestemperatur unter 18 trockenste Zeit im Sommer
This paper was edited by Bernhard Diekmann.